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Effizienz durch Demokratie

Eine Politische Ökonomik der Regulierung

Torsten Niechoj und Jens Weiß

in: Eicker-Wolf et al. (Hrsg.), Die Arbeitslose Gesellschaft und ihr Sozialstaat, Marburg 1998

Aus der EinleitungAutoren

Aus der Einleitung

"Die Pathologie der Politischen Ökonomie moderner kapitalistischer Gesellschaften zeigt sich kaum irgendwo deutlicher als in der Tatsache, daß die ökonomische Entwicklung nach ihrer technologischen Seite betrachtet zu einem Zustand geführt hat, in dem eine einstmals nicht für möglich gehaltene Menge von Waren mit einem Bruchteil der einstigen Arbeitsdauer produziert werden kann, daß aber umgekehrt diese Entwicklung nicht als Befreiung erlebt wird, sondern vielmehr die Gesellschaft in eine tiefe Krise stürzt. Die Pathologie der Politischen Ökonomik wird darin offensichtlich, daß diese Situation nicht als Chance für eine Befreiung des Individuums aus bisherigen Sachzwängen thematisiert wird, was durchaus auch ein Thema des sich als liberal gerierenden ökonomischen mainstreams sein könnte, sondern vielmehr die beinahe unbestrittene Ansicht verkündet wird, die sogenannte Arbeitslosigkeit sei nur durch eine neue Entfesselung der Marktkräfte und eine dann zu erwartende Dynamisierung der ökonomischen Entwicklung zu reduzieren.

Damit ist das zentrale Element der ökonomischen Reflexion der gegenwärtigen Krise benannt: Gefordert wird nicht eine andere Regulierung des Arbeitsverhältnisses, sondern eine Deregulierung desselben, mit dem bekannten Argument, die Beschränkungen der Kontraktmöglichkeiten zwischen den Anbieterinnen und den Nachfragerinnen von Arbeitskraft seien die Ursache der Arbeitslosigkeit. Als letzte Begründung für die Überlegenheit der Deregulierung, also letztlich deregulierter Märkte gegenüber regulierten Verhältnissen, dient eine spezifische Verknüpfung ökonomischer Effizienzbegriffe mit dem Begriff des Gemeinwohls.

Die wirtschaftspolitischen Vorschläge der Mainstream-Ökono-mik, so lautet die Kernthese unserer Argumentation, können keine Fundierung in einem objektiven ökonomischen Effizienzkriterium beanspruchen. Dementsprechend werden wir versuchen, die interes-sengebundene und in diesem Sinne ideologische Basis des ökonomischen Effizienzbegriffes herauszuarbeiten. Die Argumentation wird im zweiten Abschnitt zunächst theoretisch geführt, wobei wir uns eines akteurstheoretisch-institutionalistischen Ansatzes bedienen werden, der insbesondere an institutionenökonomische Ansätze und neuere Entwicklungen der Rational-Choice-Theorie anknüpft, und sich einer individualistischen Methodologie bedient. Im dritten Abschnitt werden wir dann die Überlegungen an einer konkreten Situation, der Regulierung des Arbeitsverhältnisses, überprüfen, bevor im vierten und letzten Abschnitt einige Schlußfolgerungen für Theorie und Politik der Regulierung formuliert werden."

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Autoren

Torsten Niechoj
geb. 1971, Dipl.-Politologe, Doktorand am Institut für Politikwissenschaft der Philipps-Universität Marburg, Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung und Mitglied der Forschungsgruppe Politische Ökonomie am Institut für Politikwissenschaft der Philipps-Universität Marburg; Arbeitsgebiete: Politische Steuerung, Rational-Choice-Theorie, Dogmengeschichte.

Jens Weiß
geb. 1968, Dr. phil., Mitglied der Forschungsgruppe Politische Ökonomie, arbeitet bei einer Unternehmensberatung in Hamburg.

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  WebbearbeiterIn, 11.02.2002 (erste Fassung: 10.02.2002) Zum SeitenanfangZur StartseiteE-Mail an die Forschungsgruppe